Die Allied Command Europe Mobile Force (auch ACE Mobile Force oder kurz AMF) war eine Immediate Reaction Force (IRF) der NATO zwischen 1960 und 2002. Der auch als „NATO-Feuerwehr“ bezeichnete multinationale Verband war mit Land- und Luftstreitkräften auf Brigadeebene aufgestellt und diente vorwiegend zum Schutz der Flanken des Bündnisses. Um eine hohe Reaktionsfähigkeit zu gewährleisten, war er direkt dem SACEUR (Supreme Allied Commander Europe) unterstellt und gliederte sich in eine Landkomponente AMF(L)and und eine Luftkomponente AMF(A)ir.
Die AMF wurde 1960 aus zwei Gründen ins Leben gerufen: erstens hatte die NATO schon Ende der 50er Jahre erkannt, dass Zentraleuropa (insbesondere die innerdeutsche Grenze) durch eine massive Anwesenheit multinationaler Truppen gut gegen Aggressionen des Warschauer Paktes geschützt war, dies aber auf die nördliche und südliche Flanken des Bündnisgebietes nicht zutraf. Zweitens benötigte die NATO mit dem Wechsel ihrer Startegie der „Massiven Vergeltung“ zur sog. „flexible response“ eine skalierbare Krisenreaktion.
Auftrag der AMF war vor allem, einem potentiellen Agressor zu demonstrieren, dass ein Angriff auf einen der Bundnispartner als Angriff auf das gesamte Bündnis gewertet und somit durch die Streitkräfte der NATO beantwortet wird. Insofern waren auch die multinationalen AMF-Manöver und Übungen in den entsprechenden Ländern bereits ein klares Zeichen der Abschreckung.
Um diesen Auftrag zu erfüllen, war es wichtig, die AMF zu einem möglichst frühen Zeitpunkt und in kürzester Zeit in einer Krisenregion einsetzen zu können. Deshalb war die AMF nicht an nationale oder normale NATO-Alarmprozeduren gebunden und konnte bereits bei politischen Spannungen zum Einsatz kommen.
Die Beteiligungen der Bundeswehr in der AMF
Auf Anfrage der NATO vom 9. Dezember 1960 stellte die Bundeswehr ab Januar 1961 ein Fallschirmjägerbataillon, eine Sanitätskompanie, eine Luftlandefernmeldekompanie sowie eine Staffel leichte Kampfflugzeuge und Lufttransporteinheiten.
Im Oktober 1961 nahmen Bundeswehreinheiten, darunter auch Teile der 1. Luftlandedivision (das Fallschirmjägerbataillon 262) in der AMF im Oktober 1961 in Sardinien an dem Manöver FIRST TRY teil, an der auch belgische, britische und US-amerikanische Soldaten beteiligt waren.
Im November 1965 nahm das Fallschirmjägerbataillon 262 auch an dem AMF-Manöver EASTERN EXPRESS II an der Südostflanke der NATO teil. 1967 folgte das Manöver SUNSHINE EXPRESS in Griechenland, ebenfalls mit deutscher Beteiligung.
Im Januar 1989 wird der deutsche General Peter Heinrich Carstens Kommandeur der AMF-Land. Im September 1991 unternahm die AMF mit deutscher Beteiligung Manöver in Dänemark ALLEY EXPRESS, im Februar 1995 erneut in Norwegen STRONG RESOLVE und im März 1996 in Belgien COOPERATIVE ADVENTURE EXPRESS.
Im September 1996 wurden Teile der Luftlandebrigade 26 am „Hohen Brendten“ in Mittenwald feierlich verabschiedet. Von da an übernahmen Teile der 1. Gebirgsdivision auf Grund ihrer Ausrüstung für Kämpfe im schwierigen Gelände den AMF-Auftrag in Nord-Norwegen. Im Februar 1997 „Adventure Express“ und im März (3.-27.) 1998 Strong Resolve waren deutsche Gebirgsjäger des GebJgBtl 233 aus dem Oberbayrischen Mittenwald erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs an einer Übung in Narvik und Umgebung beteiligt.
Letzte Übungen
Im Jahr 2001 nahmen große Teile der AMF an der Multinationalen Übung „Adventure Exchange“ in der Türkei teil. Im Jahr 2002 musste die lange geplante internationale Beteiligung an der letzten Truppenübung in Bergen/Munster abgesagt werden, so dass nur die der AMF zugeordnete deutsche Artilleriebatterie „Luftlandeartilleriebatterie 9“ das letzte Scharfschießen durchführen konnte.
Vom 7. bis 18. Oktober 2002 nahm die AMF am multinationalen Manöver „Cooperative Adventure Exchange“ in der Ukraine teil. Dies war die erste Nato Übung, die auf dem Territorium eines ehemaligen Warschauer Pakt Staates stattfand und zugleich das letzte Manöver der AMF. Am 30. Oktober 2002 wurde der NATO-Eingreifverband aufgelöst.
Die AMF im Einsatz
Der erste Einsatz der Luftkomponente des Verbandes (AMF-Air) erfolgte von Januar bis März 1991 während des Zweiten Golfkriegs im Rahmen der Operation Ace Guard. Am 2. Januar 1991 beschloss der Nordatlantikrat der NATO auf Bitten der Türkei vom 17. Dezember 1990 die Entsendung von mehr als 40 Kampfflugzeugen (darunter 18 deutsche Alpha Jet-Jagdbomber der 2. Staffel des Jagdbombergeschwaders 43) aus Belgien, Deutschland und Italien in die Türkei. Weitere Einheiten der (AMF-Land) darunter das GebPzArtBtl 235 Bad Reichenhall sollten folgen. Aufgrund der überragenden raschen Erfolge der US. und britischen Streitkräfte, kam es nicht zum Einsatz der Heereskomponente (AMF-Land).
Von April 1999 bis September 1999 waren Teile der AMF-Land während des Kosovokrieges an der Operation Allied Harbor in Albanien im Einsatz.
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Heidelberg1960 - 2002